Borderline Trialog Stuttgart
Im Zentrum des Borderline Trialogs steht der Gedanke, miteinander zu reden und voneinander zu lernen. Austausch, Erfahrungen und Wissen sollen hier durch Betroffene, Angehörige und Fachkräfte auf Augenhöhe geteilt werden.
In Anlehnung an weitere bundesweite Trialoge findet der Borderline Trialog Stuttgart als Block statt. Zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst, finden drei aufeinander folgende Treffen statt.
Eine Anmeldung für die drei Trialog-Veranstaltungen ist spätestens am ersten Termin erforderlich. Dieser erste Abend wird hin & wieder mit einem kurzen Info-Vortrag rund um das Thema Boderline eröffnet. Außerdem sammeln wir, was euch interessiert und legen gemeinsam die Themenschwerpunkte für die nächsten zwei Termine fest. Diese folgenden Abende bereiten die Organisator:innen auf euren Wunsch gerne vor.
Es ist wünschenswert, sich nicht für einzelne Termine anzumelden, sondern die drei Veranstaltungen als eine Einheit zu verstehen. Hintergrund ist, dass die Organisator:innen bemüht sind, die Zusammensetzung und Themen der Gruppe in einem ausgewogenen Verhältnis von Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften zu gestalten.
Um allen einen verlässlichen und sicheren Rahmen zu bieten, werden die Treffen durch Fachkräfte moderiert. Gemeinsam legen wir die Regeln des Austausches und des Umgangs miteinander fest. Dies geschieht aus einer offenen und wertschätzenden Haltung, geprägt von drei wichtigen Säulen:
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wir begegnen uns auf Augenhöhe,
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wir sind für uns selbst verantwortlich und
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wir erkennen an, dass Wahrheit etwas sehr Subjektives ist.
WAS IST DER TRIALOG?
ÜBER UNS
Der Borderline Trialog Stuttgart wurde vor über zehn Jahren von professionell Helfenden ins Leben gerufen. Frau Petra Heise und Frau Anna Busia vom Rudolf-Sophien-Stift, Stuttgart und Frau Stefanie Sekler-Dengler des Krisen- und Notfalldienstes der eva, Stuttgart ist es zu verdanken, dass der Borderline Trialog bis heute zweimal jährlich organisiert, moderiert und gelebt wird.
Der Borderline Trialog Stuttgart wird ab 2023 durchgeführt in Zusammenarbeit/Kooperation mit:
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Betroffenen,
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Angehörigen,
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eva Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V.,
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Krisen- und Notfalldienst eva,
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recovery college Stuttgart,
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Praxis für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Julia Schmelz & Kolleg:innen und
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weiteren Fachkräften.
Das Organistationsteam hat sich zum Jahreswechsel 2022/2023 neu formiert und besteht aus einem Mitarbeiter der eva, Mitarbeitenden der Praxis Julia Schmelz & Kolleg:innen sowie Betroffenen.
FAQ
Was ist eine Borderline - Persönlichkeitsstörung (kurz BPS)?
Die Bezeichnung der „Borderline-Störung“ kommt ursprünglich aus der Psychoanalyse. Der Begriff "emotional-instabile Persönlichkeitsstörung" beschreibt viel mehr, was sich hinter dieser Diagnose verbirgt.
Vereinfacht formuliert kann die BPS als ein „Sammelbegriff“ für emotionale Dysregulation verstanden werden. Deutlich wird das, wenn man die Symptome der BPS in fünf verschiedene Bereiche einteilt:
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Schwierigkeiten der Gefühlsregulation
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Plötzlich heftige und langanhaltende Gefühle
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Starke und häufige Stimmungsschwankungen
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Innere Leere
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Unangemessene Wutausbrüche
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Hochspannung
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Langsame Rückkehr der Anspannung zum Ausgangsniveau
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Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung
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Dissoziationen
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Pseudohalluzinationen
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Selbstschädigendes Verhalten (SSV)
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Direkte Formen (typisches selbstverletzendes Verhalten)
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Indirekte Formen (z.B. Alkohol- und Drogenkonsum, Essstörungen, exzessiver Sport, Hochrisikoverhalten)
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Schwierigkeiten mit sich selbst
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Unzufriedenheit mit sich selbst bis hin zum Selbsthass
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Unsicherheit über die eigene Identität
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Schwierigkeiten mit Anderen
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Angst, alleine zu sein und Angst, verlassen zu werden
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Unsicherheit, andere einzuschätzen
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Unsicherheit darüber, wie man auf andere wirkt
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Schwierigkeiten in sozialer Interaktion
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Fakten zur BPS
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Zwischen 1,5-3,5% der Bevölkerung sind betroffen.
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Die Diagnose betrifft Frauen und Männer, wobei Frauen häufiger diagnostiziert werden und sich häufiger in Behandlung begeben.
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Schätzungen zufolge sind 20% der stationären und 10% der ambulanten Patient:innen von der BPS betroffen.
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BPS hat ein heterogenes Störungsbild, welches sich sehr unterschiedlich zeigt.
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Ca. 80% der Menschen mit BPS verletzen sich selbst. Selbstverletzendes Verhalten (SSV) beginnt meist im frühen Jugendalter (erstmalig ca. 12.-14. Lebensjahr).
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Es gibt keine medikamentöse Behandlung der BPS. Wir können lediglich die Symptome der BPS, wie beispielsweise die innere Anspannung medikamentös behandeln. Da die BPS selten alleine auftritt sondern kombiniert mit anderen psychischen Erkrankungen (wie z.B. einer Depression), können wir ebenfalls die Symptome der Begleiterkrankungen behandeln. Das hat oft positiven Einfluss auf die BPS.
Was bedeutet DBT?
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Die Dialektisch Behaviorale Therapie wurde Anfang der 90er Jahre von Prof. Marsha Linehan in Seattle, USA entwickelt. Die DBT wurde jüngst in die S3 Leitlinien in der Behandlung von Menschen mit BPS aufgenommen. Das bedeutet, dass die Wirksamkeit der DBT in vielen Studien weltweit nachgewiesen werden konnte. Die DBT setzt sich aus den Bausteinen der Einzeltherapie, der Skills-Gruppe, des ambulanten telefonischen Krisen-Coachings sowie eines Konsultationsteams für Behandler:innen zusammen.
Gibt es Kliniken in Stuttgart & Umgebung, die ein spezielles Angebot für Menschen mit BPS haben?
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Robert-Bosch-Klinikum, Stuttgart, Klinik für Psychosomatische Medizin
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Psychosomatische Tagesklinik (MBT tiefenpsychologisch fundiert)
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Sprechstunde für junge Erwachsene mit BPS (18-27 Jahre)
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Rudolf-Sophien-Stift Stuttgart gGmbH
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Reha (RPK – Rehabilitation psychisch kranker Menschen)
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Zfp Klinikum Schloss Winnenden, Allgemeinpsychiatrie
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Allgemeinpsychiatrische Tagesklinik: DBT-Programm
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Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie: DBT Station für Erwachsene, 12-wöchiges (teil)stationäres Behandlungsprogramm
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Borderline-Sprechstunde
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Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie: DBT Station für Erwachsene, 8-wöchiges Behandlungsprogramm
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ZI Mannheim, Klinik für Psychosomatische Medizin & Psychotherapie
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DBT Station für Erwachsene: klassische DBT & DBT für Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), 12-wöchiges (teil)stationäres Behandlungsprogramm
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DBT Adoleszenten-Zentrum (16-24 Jahre): klassische DBT & DBT für Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), 12-wöchiges (teil)stationäres Behandlungsprogramm
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ZI Mannheim, Klinik für Suchtmedizin
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DBT-Station für Erwachsene (ab 18 Jahre) mit BPS und Suchterkrankung, 12-wöchiges Behandlungsprogramm
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Wohin kann ich mich (im Notfall) wenden?
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Krisen- und Notfalldienst eva Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V: Beratung persönlich/telefonisch, Kooperation mit weiteren Diensten und Angeboten
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Notfallpraxis am Marienhospital, Stuttgart: Psychiatrischer Notdienst, täglich von 19:00 – 0:00 Uhr, Wochenende & Feiertage 07:00 – 0:00 Uhr
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Terminservice-Stelle der KV: Vereinbarung von Terminen bei Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen
Gibt es eine Anlaufstelle für Angehörige?
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Das Angebot für Angehörige in Stuttgart ist aktuell beschränkt. Die Praxis Julia Schmelz & Kolleg:innen bietet in regelmäßigen Abständen eine Angehörigen-Gruppe an, in der Themen rund um BPS und deren Therapie besprochen und erarbeitet werden. Angehörige haben hier die Möglichkeit des Austausches. Eine Voranmeldung ist wünschenswert (da die Anzahl Teilnehmer:innen leider begrenzt ist).
Welche Lesetipps gibt es, wenn ich unterschiedliche Perspektiven rund um BPS einnehmen möchte?
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Literatur für Betroffene
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Ratgeber für Betroffene & Angehörige
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M. Armbrust, A. Link: Boderline im Trialog; Junfermann Verlag 2015
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M. Bohus, M. Reicherzer: Ratgeber Borderlinestörung; Hogrefe-Verlag 2012
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G. Niklewski, R. Niklewski: Leben mit Borderline-Störung; Stuttgart 2010
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J. K. Kreismann, H. Strauss: Zerrissen zwischen den Extremen (Nachfolgebuch des Klassikers „Ich hasse dich, verlass mich nicht“); München 2008
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J. Kabat-Zinn, M. Kauschke: Achtsamkeit für Anfänger; Arbor-Verlag 2013
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Erfahrungsberichte von Betroffenen
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Knuf (Hg.): Leben auf der Grenze. Erfahrungen mit Borderline; Bonn 2011
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Knuf (Hg.): Gesundung ist möglich! Betroffene berichten; Bonn 2010
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S. Tina: Inmitten von Nirgendwo - Der lange Weg einer Borderline-Patientin; Hamburg 2005
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J. Stoll: Auf der Spur der Schattenschwester - Erfahrungen einer Borderline-Patientin; Berlin 2002
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Kann ich am Trialog teilnehmen, wenn ich mich vorab nicht registriert habe?
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Selbstverständlich! Komm einfach am ersten Abend des jeweiligen Trialogs vorbei.
Wie kann ich mich als Betroffene:r, Angehörige:r oder Fachkraft in den Trialog einbringen?
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Auf eure Mithilfe können wir nicht verzichten. Die gemeinsame Organisation und Gestaltung durch alle drei Gruppen ist ein expliziter Grundgedanke des Trialog. Hast du Lust und Interesse, dich einzubringen und zu beteiligen, dann schick uns gerne eine Nachricht oder sprich die Organisator:innen an einem der Abende an.
Was kostet die Teilnahme an den drei Abenden?
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Der Informationsabend kostet für die Teilnehmenden nichts und wir freuen uns über jede Spende. Die Anmeldung für die beiden Folgeabende ist verbindlich und wir bitten darum, einen Unkostenbeitrag von €10,- pro Abend & Teilnehmer*in an der Kasse an die Organisator:innen zu übergeben.
Kann ich am Trialog teilnehmen, wenn ich die finanziellen Mittel dazu nicht habe?
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Sollten deine finanziellen Mittel nicht ausreichen, um am Trialog teilzunehmen, ist das kein Hindernis. Sprich uns gerne am ersten Abend darauf an oder schick uns vorher eine Nachricht.
Was geschieht mit den Einnahmen/Unkostenbeiträgen des Trialogs?
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Der Großteil des Geldes fließt in die Raummiete. Mit dem restlichen Geld finanzieren wir die Homepage und ggf. kleinere Material-Anschaffungen. Gerne machen wir die Ausgaben auf Wunsch für euch transparent.